FREIHEIT. EINE FILMREIHE ZUM JUBILÄUMSJAHR DER REFORMATION
Der Arbeitskreis Kirche & Kino Bremen zeigt im Rahmen des Jubiläumsjahrs der Reformation Filme, die sich auf verschiedene Weise mit dem Streben nach Freiheit auseinandersetzen. Damit wird ein Kerngedanke der Reformation aufgenommen und an unterschiedlichen historischen Konfliktfeldern beispielhaft dargestellt.
19. September 2017, 19:30
RAUM
(Irland/Kanada 2015, Regie: Lenny Abrahamson)
Eine junge Frau wird seit Jahren in einem Schuppen gefangen gehalten und missbraucht. Ihrem fünfjährigen Sohn, der in der Gefangenschaft geboren wurde, täuscht sie lange vor, dass die Welt nur aus dem Raum bestehe, in dem sie leben. Kurz nach seinem Geburtstag enthüllt sie ihm die Wahrheit und schmiedet gemeinsam mit ihm einen Fluchtplan. Außergewöhnlich dicht inszeniertes Drama, das sich geschickt die Perspektive des Jungen auf die gewalttätigen Vorgänge aneignet, ohne diese zu banalisieren. Beeindruckend auch die einfallsreiche Kameraführung, ebenso das brillant verkörperte Mutter-Sohn-Gespann sowie die dramaturgische Weigerung, simple Lösungswege zu beschreiten.
Einführung: Dirk von Jutrczenka
Diese Veranstaltung wurde ursprünglich für den 12. September geplant, musste aber auf den 19. September verschoben werden.
17. Oktober 2017, 19:30
MICHAEL KOHLHAAS
(Frankreich/Deutschland 2013, Regie: Arnaud des Pallières)
Der Pferdehändler Michael Kohlhaas wird zum Opfer staatlicher Willkür. Nachdem ihm auch die Justiz sein Recht verweigert, beginnt er mit Anhängern und Rebellen aus der Bevölkerung einen Feldzug gegen die Herrschenden. Heinrich von Kleists gleichnamige, im 16. Jahrhundert angesiedelte Novelle wandelt sich zur zeitlosen philosophischen Reflexion über Gerechtigkeit, Unterdrückung und Widerstand. Der französische Regisseur Arnaud des Pallières verlegt die Handlung in die karge Landschaft der Cevennen, die er in majestätischen Bildern intensiv einfängt und die er zu einem konzentrierten Neo-Klassiker mit deutlichen Anleihen beim Western verdichtet.
Einführung: Karl-Heinz Schmid
14. November 2017, 19:30
DER JUNGE KARL MARX
(Frankreich/Deutschland/Belgien 2016, Regie: Raoul Peck)
Im Pariser Exil lernt der 26-jährige Karl Marx im Jahr 1844 den Fabrikantensohn Friedrich Engels kennen. Ihre anfangs gegenseitige Abneigung wandelt sich in eine lebenslange Freundschaft. Fortan schreiben sie gemeinsam, doch Zensur, Polizeirazzien, Verhaftungen, Machtkämpfe und erneutes Exil rauben ihnen zunehmend die Kräfte. Ein packender, detailfreudig und stimmig ausgestatteter biografischer Film aus dem Leben zweier vorzüglich dargestellter Männer, die die Welt veränderten.
Einführung: Dirk von Jutrczenka
05. Dezember 2017, 19:30
SUFFRAGETTE – TATEN STATT WORTE
(Großbritannien 2015; Regie: Sarah Gavron)
Die mit historischen Ereignissen unterfütterte Geschichte einer Londoner Wäscherin, die 1912 mit der Bewegung zur Durchsetzung des Frauenwahlrechts in Berührung kommt. Das politische Engagement der Suffragetten bildet den Kern des überzeugend gespielten Spielfilms, der inszenatorisch geschickt die Auswirkungen der gesellschaftlichen Benachteiligung wie des militanten Aktivismus auf Individualität und Privatleben der unterdrückten Frauen in den Mittelpunkt rückt.
Einführung: Ingeborg Mehser
16. Januar 2018, 19:30
JAKOB DER LÜGNER
(DDR 1975, Regie: Frank Beyer)
Ende 1944: In einem polnischen Getto gibt ein Mann durch erfundene Nachrichten über den Vormarsch der Sowjets den Menschen Hoffnung und stärkt ihren Willen zum Überleben. Die gelungene Verfilmung des Romas von Jurek Becker aus den DEFA-Studios ist hervorragend gespielt. Ein Zeugnis tiefer Menschlichkeit.
Einführung: Louis-Ferdinand von Zobeltitz
13. Februar 2018, 19:30
I AM NOT YOUR NEGRO
(USA/Frankreich/Belgien/Schweiz 2016, Regie: Raoul Peck)
Essayistischer Dokumentarfilm über ein nachgelassenes Manuskript des afro-amerikanischen Schriftstellers James Baldwin (1924-1987), in dem er sich mit der Geschichte des Rassismus in den USA beschäftigt und sich an die Bürgerrechtler Medgar Evers, Malcolm X und Martin Luther King erinnert. Der aus Haiti stammende Regisseur Raoul Peck gibt Baldwins Fragment eine filmische Form, indem er den Text mit Archivaufnahmen, Interviews und Fotos aus der Zeit der Bürgerrechtsbewegung, aber auch mit Bildern jüngerer Ereignisse unterlegt. Dabei verdichten sich die historischen Perspektiven zu einer erschütternden Gegenwartsdiagnose über weißen Wahn und Überlegenheitsfantasien.
Einführung: Karl-Heinz Schmid
06. März 2018, 19:30
FREISTATT
(Deutschland 2014, Regie: Marc Brummund)
Ein aufmüpfiger 14-Jähriger wird 1968 in ein diakonisches Fürsorgeheim südlich von Bremen gesteckt, in dem arbeitslagerähnliche Zustände herrschen. Als er gegen die physische wie psychische Misshandlung aufbegehrt, verschlimmert sich seine Lage. Das wuchtige, mitunter recht drastische Drama macht die Erziehungsmethoden der Schwarzen Pädagogik intensiv spürbar und verdeutlicht, wie Schläge und Demütigungen neue Gewalt erzeugen und autoritäre Strukturen den Sinn und die Befähigung für Freundschaft und Loyalität zersetzen.
Einführung: Dirk von Jutrczenka
17. April 2018, 19:30
MANDELA: DER LANGE WEG ZUR FREIHEIT
(Großbritannien/Südafrika 2013, Regie: Justin Chadwick)
Filmische Biografie von Nelson Mandela (1918-2013), die einen Bogen von seinen Anfängen als Anwalt in den 1940er-Jahren über die 27-jährige Gefängnishaft bis zu seiner Präsidentschaft spannt. Mit großer Umsicht lenkt der materialreiche Film den Fokus auf die charakterliche Veränderung Mandelas vom gewaltbereiten ANC-Attentäter hin zum weisen Staatsmann. Dadurch entsteht ein stimmiges Gesamtbild der schillernden Persönlichkeit des späteren Friedensnobelpreisträgers, sowohl politisch als auch privat. In der Titelrolle brillant verkörpert, überzeugt der Film in seiner Mischung aus Action, Polit-Drama und Liebesgeschichte.
Einführung: Ingeborg Mehser
15. Mai 2018, 19:30
MUSTANG
(Türkei/Frankreich/Katar/Deutschland 2015, Regie: Deniz Gamze Ergüven)
Für ein zwölfjähriges türkisches Mädchen und seine vier älteren Schwestern hat das unschuldige Herumalbern mit Jungen im Meer drastische Folgen. Aus Angst um den Ruf der Familie werden sie von ihrem konservativen Onkel und der Großmutter in ihr Wohnhaus verbannt, das zum Gefängnis wird. Bald folgen erste arrangierte Hochzeiten. Das aus der Sicht der jüngsten Schwester erzählte Drama durchsetzt die brisante, bedrückende Fabel durch warme Farben und sommerlich flirrende Bilder, vor allem aber durch den Blick auf die sinnliche Schönheit und die Lebensfreude der Heranwachsenden. So vermittelt sich intensiv ein Plädoyer für Freiheit und das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben, das über den engen regionalen Kontext der Handlung hinausweist.
Einführung: Heinz-Martin Krauß