AKTUELLES

Alter, was geht?

Um Alter und das Älterwerden geht es in der neuen Filmreihe des Arbeitskreises Kirche und Kino. Noch nie gab es so viele Menschen, die ein hohes Alter erreichen, fit und unternehmungslustig sind. Aber Alter ist auch oft ein Schreckgespenst, mit Einsamkeit, Gebrechlichkeit, Bedürftigkeit verbunden. Die Filme in dieser Reihe zeigen die Herausforderungen des Alters, aber auch die Kraft, die in der Lebenserfahrung und Weisheit liegen kann.
Jeder Film wird durch ein Mitglied des Arbeitskreises eingeführt, danach ist Gelegenheit zum Austausch.
>>> Flyer (pdf-Datei) mit allen Filmen von September bis Dezember 2024
>>> Flyer (pdf-Datei) mit allen Filmen von Januar bis Juni 2025

Alle Filme laufen im Kommunalkino City 46, Birkenstraße 1 (Herdentor).

The Room Next Door

E 2024, Regie: Pedro Almodóvar, mit Tilda Swinton, Julianne Moore, 107 Min., OmU

Di. 21.1.2025 / 18:00 mit Einführung von Anja Wedig, Referentin Resonanzraum, kath. Citypastoral

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„Der Krebs kriegt mich nicht, wenn ich mich zuerst kriege“: Die ehemalige Kriegsfotografin Martha beschließt zu sterben. Unheilbar an Gebärmutterkrebs erkrankt, will sie die Chemotherapie abbrechen und ihrem Leben zu einem selbstgewählten Zeitpunkt ein Ende setzen. Helfen soll ihr dabei ihre langjährige Freundin Ingrid, eine Schriftstellerin, obwohl sie sich seit Jahren nicht mehr gesehen haben. Ingrid besucht Martha im Krankenhaus. Die beiden begegnen sich noch einmal neu und nehmen ihre Gespräche von einst über das Leben und den Tod wieder auf. Gemeinsam mit Ingrid will Martha ihre letzten Wochen in einem Ferienhaus verbringen, das in einem Naturschutzgebiet rund zwei Stunden von Manhattan entfernt liegt. Und sich dann dort mit einer Tablette, beschafft im Darknet, umzubringen. Spontan, ohne vorher festgesetzten Zeitpunkt. Wenn es so weit ist, soll Ingrid das an der geschlossenen Tür von Marthas Zimmers erkennen. Ausgezeichnet mit dem Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen Venedig 2024. Die Filmmusik stammt von Alberto Iglesias, der im Jahr 2011 in der Stadt war den 13. Bremer Filmpreis erhielt. 

Mit „The Room Next Door“ legt der Regisseur Pedro Almodóvar seinen ersten englischsprachigen Kinofilm vor und beweist, dass seine Erzähl- und Inszenierungskunst in jeder Sprache begeistert. Das Publikum wird in Ingrids und Marthas Geschichte hineingezogen wie in einen meditativen Sog. Dabei geht es um nichts weniger als existenzielle Themen wie Liebe, Freundschaft, Tod und Leben, Selbstbestimmung und Mutterschaft. Wie in seinen anderen Filmen lebt auch „The Room Next Door“ von der großen Kunst der Darstellenden.“ (FBW-Prädikat: besonders wertvoll)

„The Room Next Door“ ist inszeniert, wie Pedro Almodóvar das schon immer macht: mit einer eleganten Kamera, die sich auf die Gesichter fokussiert, und wieder einem melancholischen Soundtrack des Hauskomponisten Alberto Iglesias. In seiner Rede beim Filmfestival von Venedig meinte er, vor allem seine beiden Hauptdarstellerinnen hätten diesen Film gemacht – und dann fügte er, den Goldenen Löwen in der Hand, noch hinzu, es müsse endlich Gesetze geben, die es allen Menschen ermöglichten, selbstbestimmt über ihren Tod zu entscheiden. Ein Botschaftsfilm ist „The Room Next Door“ deshalb nicht geworden – er besitzt eine künstlerische Offenheit, die belebend wirkt. (Moritz Holfelder, www.ndr.de)


Heaven can wait – Wir leben jetzt

D 2023; Regie: Sven Halfar; 103 Min.

Di. 18.2. / 18:00 * mit Einführung von Ingeborg Mehser, Arbeitskreis Kirche & Kino

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„Wenn ich singe, dann fühle ich mich frei.“ In dem Chor Heaven Can Wait treffen sich lebensältere Menschen, alle über 70 Jahre alt, um gemeinsam zu singen und Konzerte zu geben. Der Chor ist für viele Mitglieder zu einer zweiten Familie geworden, die es den Menschen erlaubt, sich zu öffnen und im Gesang ihre Gefühle wie Liebe, Bedauern, Traurigkeit und Fröhlichkeit, Unsicherheit und Stolz zu zeigen. Es ist eine Herausforderung insbesondere für die Sänger*innen, die während des Krieges aufgewachsen sind und nie gelernt haben, über ihre Gefühle zu sprechen. Filmemacher Sven Halfar hat sechs Chormitglieder bei dem Abenteuer begleitet, sich im hohen Alter vor einem Publikum ein Stück ihrer Seele preiszugeben. Wilhelm, Wolfgang, Inge, Monika, Joanne und Volli singen aus vollem Halse und mit Inbrunst Lieder von Sarah Connor, Frida Gold, Mark Forster und Deichkind. Eine der Sängerinnen bringt es auf den Punkt: „Ich war als 17-Jährige einsamer als jetzt.“

Die emotionale Rührung, die der Film auslöst, wirkt echt, was natürlich auch – immer ein Glücksfall für einen Dokumentarfilm – an den Menschen liegt, die porträtiert werden. Dabei ignoriert Heaven Can Wait auch nicht die unumstößlichen Aspekte des Alterns: So wird sich Monika nach einem Unfall bewusst, dass ihre Selbständigkeit, auf die sie immer stolz war, ihr nun gar nichts mehr nützt. Und auch andere Chormitglieder erleben diesen Abschnitt ganz reflektiert als Ende ihrer Reise. Einer von ihnen wird seine Lebensreise noch während der Dreharbeiten des Films beenden. Auch in diesem Kapitel gelingt dem Film eine sensibel austarierte Balance zwischen Empathie und filmischer Distanz. (Anke Zeitz, www.kino-zeit.dehttps://www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/heaven-can-wait-wir-leben-jetzt-2023

Wenn die älteren Menschen die modernen Hits interpretieren, bekommen die Texte manchmal eine unerwartete Tiefe. „Emanuela“ von „Fettes Brot“ wird auf diese Weise zur ironischen Hymne und zum humorvollen Bekenntnis. Die Tonalität bleibt locker, entwickelt sich aber langsam und entspannt, die Hamburger würden sagen: ganz sutje, von einer unverbindlichen, lustigen Begegnung mit ein paar fröhlichen Menschen zu einer intensiveren, am Ende beinahe nachdenklichen, aber durchweg optimistischen Auseinandersetzung mit dem Alter und dem Altern. (Gaby Sikorski, www.filmdienst.de) https://www.filmdienst.de/film/details/621271/heaven-can-wait-wir-leben-jetzt#filmkritik

„Heaven Can Wait – Wir leben jetzt“ ist ein schöner, auch ein wichtiger Film. Darüber, die Zeit zu nutzen, die man hat, die Freude an etwas zu finden und sie zu transportieren und sich – egal, wie alt man ist – einfach jung zu fühlen. (Peter Osteried, Programmkino.de) https://www.programmkino.de/filmkritiken/heaven-can-wait-wir-leben-jetzt/


Vergangene Filme dieser Reihe:

Care ist mehr. Neue Wege im Sorgebereich

D 2023, Regie: Anne Frisius, mit Animationen von Karin Demuth, 50 Min.

Di. 10.12.2024 / 18:00 mit Regisseurin Anne Frisius, im Gespräch mit Dirk von Jutrczenka, forum Kirche, und Bettina Schürg, Fachstelle Alter im Evangelischen Bildungswerk Bremen

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Die Versorgung älterer und pflegebedürftiger Menschen in Deutschland ist erschreckend schlecht abgesichert. Brigitte Bührlen von der WIR!Stiftung: „84 % der Pflegebedürftigen werden zu Hause gepflegt. Warum lassen wir die Erfahrung von vielen pflegenden Angehörigen so brachliegen? Warum haben WIR als pflegende Angehörige nirgends Mitspracherecht? Die Bremer Regisseurin Anne Frisius beleuchtet in ihrem Film die Versorgung älterer Menschen aus einem neuen Blickwinkel und zeigt alternative Perspektiven auf, die über den bekannten Notstand hinausgehen. Das Hauptaugenmerk liegt darauf, die Bedürfnisse der Menschen wieder in den Mittelpunkt zu stellen und innovative Ansätze im Sorgebereich aufzuzeigen, wie z.B. eine selbstverantwortete Kölner Demenz-WG. 
Doch es braucht dringend grundsätzlich neu Ansätze für ein würdevolles Leben mit Unterstützungs- oder Pflegebedarf statt profitorientierter Pflegeunternehmen. Andere Länder sind den Weg bereits gegangen.

Ein kleines ermutigendes Beispiel aus der Praxis ist die Pflegewohngemeinschaft für Menschen mit Demenz ‚Zum Rosengärtchen‘ in Köln. Martha Bank, Zugehörige: „Es ist eine selbstverantwortete Wohngemeinschaft in der sieben Leute zusammen leben, die mehr oder weniger Unterstützung brauchen. Wo man guckt, wenn jemand einziehen möchte, wie passt diese Person ins Rosengärtchen. Wir Angehörigen sind eine Gemeinschaft, die GbR, wir verantworten diese WG und das ist – nicht genau so wichtig – aber auch wichtig, dass wir uns alle gut verstehen. Dass wir Leute sind, die hier zusammen etwas kreieren wollen, denen das Rosengärtchen wichtig ist.“ (www.cooperativa-film.de)
 
In diesem Film über die Versorgung von alten Menschen machen verschiedene Protagonistinnen jenseits des bekannten Notstandes andere Perspektiven sicht- bzw. denkbar. Es geht darum, die Bedürfnisse der Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, was beim derzeitigen profitorientierten Wirtschaften nicht möglich ist. Der Film zeigt sowohl kleine praktische neue Wege, als auch grundsätzliche, weitere Überlegungen für ein würdevolles Leben mit Unterstützungs- oder Pflegebedarf. (www.cafecralle.wordpress.com)


Lina Braake

BRD 1974, Regie: Bernhard Sinkel, mit Lina Carstens, Fritz Rasp, Herbert Bötticher, 85 Min. 

Di. 19.11.2024 / 18:00 mit Einführung: Anja Wedig, Gemeindereferentin St. Johann, Bremen

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Die Interessen der Bank können nicht die Interessen sein, die Lina Braake hat. 
Lina Braake ist Anfang 80, als sie wohl oder übel ihr Zuhause verlassen muss. Mit ihrem Vermieter hatte sie eine Abmachung über lebenslanges Wohnrecht, doch als der verschuldete Hausbesitzer stirbt, geht das Grundstück an eine Bank und die Abmachung ist nichtig. Lina wird kurzer Hand in ein Altersheim übersiedelt und wütend, aber machtlos muss sie den Rauswurf hinnehmen. Oder doch nicht? Im Altersheim lernt sie den pensionierten Bankkaufmann Gustav kennen, der mittlerweile vom Gericht entmündigt wurde und so wegen verschiedener Betrügereien nicht mehr strafverfolgt werden kann. Gustav überzeugt seine neue Bekannte davon, dass es viel besser wäre, die letzten Lebensjahre in einem schönen Haus auf einer Insel zu verbringen. Zum Beispiel Sardinien. Das findet Lina auch, doch wie soll sie das bezahlen? Gustav hat eine Idee, die gleichzeitig der Bank einen Denkzettel verpassen könnte. Gemeinsam schmieden sie einen Plan für einen Kreditbetrug. 

Neben zwei Bundesfilmpreisen (für Lina Carstens und als ‚Bester Film des Jahres‘), Auszeichnungen auf den Filmfestivals von Berlin und Kairo erhielt Regiedebütant Bernhard Sinkel 1976 auch den Ernst-Lubitsch-Preis. „Berlin hat die entzückenden Hauptdarsteller (…) ins Herz geschlossen“, schrieb Dieter Strunz (Foto ganz oben, rechts) in der ‚Berliner Morgenpost‘, die Komödie mache den Regisseur „zum fast idealen Träger dieses einzigen deutschen Filmpreises, der die schwere Kunst der leichten Hand preist.“ (Ernst Lubitsch Preis)

Mit skurrilem Humor, Witz und Fantasie erzählte und hervorragend gespielte Komödie, die sich für die Rechte alter Menschen stark macht. (www.filmdienst.de)

Ein Schelmenstück vor dem Hintergrund der sehr ernsthaften Problematik der Lebenssituationen älterer Menschen in Deutschland stellt Lina Braake dar – eine Thematik, deren Brisanz sich seit der Entstehung des Films vor 35 Jahren noch massiv verschärft hat. Bernhard Sinkels leises, mitunter recht humoriges Drama wurde 1975 auf der Berlinale uraufgeführt […] Mit einer kuriosen Schauspielertruppe, liebevollen Details und einer stimmigen Dramaturgie gelingt es dem Regisseur, das Rechtsempfinden des Zuschauers ganz für die tapfere Heldin einzunehmen, die am Ende zwar gewinnt, doch keineswegs triumphiert – eine Haltung, die diesen reizenden kleinen Film mit seiner dezenten Bissigkeit umso symphatischer macht. (Marie Anderson, www.kino-zeit.de)


Lucky

USA 2017, Regie: John Carroll Lynch, mit Harry Dean Stanton, David Lynch, Ron Livingston, 88 Min., OmU

Di. 29.10.2024 / 18:00 mit Einführung: Heinz Martin Krauß, Schulpastor Nebelthau-Gymnasium

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Lucky lebt in einem verschlafenen Wüstenstädtchen im amerikanischen Nirgendwo. Der 90-jährige Eigenbrötler und Freigeist verbringt seine Tage mit geliebten Ritualen – Yoga und Eiskaffee am Morgen, philosophische Gespräche bei einem Drink am Abend in der Kneipe. Ein plötzlicher Zusammenbruch macht ihm deutlich, dass seine exzellente Gesundheit langsam nachlässt. Der unreligiöse Lucky setzt sich daraufhin vermehrt mit seiner Sterblichkeit und dem Sinn des Lebens auseinander. Es scheint Zeit, dem Leben noch einmal auf den Zahn zu fühlen. 
Mit lakonischem Humor und Country-Song-Melancholie ist LUCKY eine Hommage an den berühmtesten unbekannten Schauspieler Hollywoods, Harry Dean Stanton. Bevor Wim Wenders ihn für „Paris, Texas“ entdeckte, hatte Stanton in Nebenrollen in nahezu jeder Cowboyserie des amerikanischen Fernsehens gespielt, von „Rawhide“ bis „Rauchende Colts“. Stanton, der am 15. September 2017 im Alter von 91 Jahren kurz vor der Premiere starb, ist in diesem Film noch einmal das, was seine gesamte Karriere geprägt hat: ein liebenswerter Outlaw. Am 14. Juli 1926 wäre Stantons 98. Geburtstag gewesen.

Aus einem Interview mit dem Regisseur John Carroll Lynch: „Die Geschichte wurde komplett auf Harry Dean in der Rolle des Lucky zugeschnitten. Das Drehbuch war eine Art Liebeserklärung an ihn als Schauspieler und als Mensch. Der Film ist stark von Harrys Leben, seiner Persönlichkeit und seinen Erlebnissen inspiriert. Er ist in diesem Sinne quasi biografisch. Logan Sparks, der Co-Autor des Films, ist ein alter Freund von Harry, was ebenfalls zur Inspiration beigetragen hat. «Lucky» ist die Geschichte eines Mannes, der erkennt, dass der Rest seines Lebens nur noch Monate oder Wochen dauert, nicht mehr Jahre oder Jahrzehnte.“ (www.der-andere-film.ch)

»Lucky« ist das späte Regiedebüt des Schauspielers John Carroll Lynch (keine Verwandtschaft mit David Lynch), der seinen Durchbruch 1996 mit der Rolle von Frances McDormands Ehemann in »Fargo« hatte. Seine mehr als zwanzigjährige Erfahrung vor der Kamera merkt man »Lucky« auf angenehmste Weise an, wenn er den Schauspielern (nicht nur Harry Dean Stanton) Raum zur Entfaltung gibt. (Frank Arnold, www.epd-film.de)

„Lucky“: Hommage an Harry Dean Stanton. Vorgestellt von Katja Nicodemus (www.ndr.de)


A Great Place to Call Home

USA 2023, Regie: Marc Turtletaub, mit Ben Kingsley, Harriet Harris, Jane Curtin, 87 Min., OmU

Di. 17.9.2024 / 18:00 mit Einführung: Ingeborg Mehser, Arbeitskreis Kirche & Kino

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Milton ist Ende Siebzig, Witwer und widmet seinen Lebensabend vor allem der Gartenarbeit. In seiner Heimatstadt in Pennsylvania ist Milton als komischer Kauz bekannt, weil er sich auf den Gemeinderatssitzungen vehement für die Änderung des Stadt-Slogans einsetzt. „A Great Place to Call Home” ist ihm zu missverständlich formuliert. Außer seiner Tochter Denise nimmt ihn jedoch niemand ernst. Als eines Nachts ein echtes UFO mit einem kleinen blauen humanoiden Wesen in Miltons Blumenbeet landet, glaubt ihm das keiner. Also nimmt er den Außerirdischen mit ins Haus und versorgt ihn. Der Gast entpuppt sich als ruhiger und aufmerksamer Zeitgenosse mit einer Vorliebe für Fernsehen und Äpfel. Auch Miltons Nachbarinnen Sandy und Joyce lernen den Alien kennen und nennen ihn liebevoll Jules. Der versucht, sein notgelandetes Raumschiff zu reparieren, wofür er merkwürdigerweise tote Katzen benötigt. Und irgendwann interessieren sich die Behörden doch für das abgestürzte Flugobjekt.

Regisseur Marc Turtletaub hat zuvor so wunderbare Filme wie „Little Miss Sunshine“ und „The Farewell“ produziert, die ebenfalls durch ihre einzigartige Atmosphäre überzeugten. Auch in „A Great Place to Call Home“ herrscht ein unverwechselbares Flair, ein Mix aus Kleinstadtstaub, rebellischer Altersmelancholie und einer liebenswürdigen, leicht durchgeknallten Grundstimmung. So wird man ganz von selbst in die ruhige, mit sanftem Humor erzählte Geschichte über Freundschaft und den Kampf gegen die Einsamkeit hineingezogen und erlebt auch eine witzige, kluge Abrechnung mit einer Gesellschaft, die glaubt, älteren Menschen mit Ignoranz und Geringschätzung begegnen zu können. (Gaby Sikorski, www.programmkino.de)

Christopher Norrs Kamera fängt keine Slapstick-Effekte ein, keine der mal hauchzarten, mal knackigen Pointen verkaufen die fabelhaften Darsteller unter Wert, sondern vermitteln sie nuanciert, leise, wie beiläufig. So entsteht eine Komödie mit Tiefgang: ein ebenso anrührendes wie amüsantes Drama über einsame alte Menschen. (Dietmar Kanthak, www.epd-film.de)

Wunderbar ist, wie Kingsley die Selbstverständlichkeit vermittelt, mit der Milton den außerirdischen Gast, der den Namen Jules erhält, umsorgt. „A Great Place to Call Home“ ist warmherzig, ohne dabei ins Kitschige abzugleiten. Da Jules nicht spricht, kann er wiederum keine lustigen Sprüche reißen (wie die Titelfiguren in ALF und in Paul – Ein Alien auf der Flucht). Die Dramatik von E.T. wird nicht angestrebt – dennoch gelingt es dem Skript und dessen Umsetzung, emotionale Momente zu erzeugen. Denn Jules wird als geduldiger Zuhörer zunehmend zur Projektionsfläche, nicht nur für Milton, sondern auch für die beiden Nachbarinnen Sandy und Joyce. (Andreas Köhnemann, www.kino-zeit.de)